Für das bestehende Mehrfamilienhaus mit Baujahr 1933 sollte ein Ersatzneubau geplant werden. Die Analyse des Bestands zeigte, dass die Qualitäten des bestehenden Gebäudes absolut zeitgemäß sind: kompakte, sehr effiziente und flexible Grundrisse, eine einfache, massive Bauweise, keine Parkplätze, aber gute Anbindungen an das öffentliche Verkehrsnetz und ein großer, eingewachsener Umschwung. Das entspricht den heutigen Ansprüchen an innerstädtische Wohnbauten. Diese Argumente und die die Ressourceneinsparung durch den Erhalt der vorhandener Bausubstanz überzeugte die Bauherrschaft, von einem Neubau abzusehen und stattdessen den Ansatz einer Sanierung und Transformation zu weiter zu verfolgen.
Ziel des Umbauvorhabens ist der maximale Erhalt der bestehenden Grundsubstanz. Die Erschließungskerne sowie die Grundrisse der Wohnungen werden weitestgehend übernommen. Im Rahmen einer zukunftsweisenden Sanierung werden die Energiegewinnung, die Haustechnikstränge, alle Medienleitungen, die Erdbebensicherheit und der Schallschutz neu etabliert und den geltenden Normen angepasst. Zudem wird die Gebäudehülle energetisch ertüchtigt.
Die Kunststoffdämmung aus den 90er Jahren verhindert seit der letzten Sanierung einen gesunden Feuchtehaushalt und wird rückgebaut. Die Fassaden erhalten eine neue Dämmung aus biogenem, dampfdiffusionsoffenem Material und werden mit einer hinterlüfteten, geschlossenen Holzfassade verkleidet. Ziel ist eine möglichst ressourcenschonende Bauweise. Innerhalb des Gebäudes werden möglichst lokale und natürliche Materialien wie Massivholz und Lehmputze verbaut; der Anteil an Leim- und Klebstoffen soll auf das absolute Minimum reduziert werden, denn besonderes Augenmerk liegt auf der Rückbaufähigkeit und der Austauschbarkeit der Bauteile (Design for Disassembly). Aus dieser Logik werden die Wasser- und die Elektroleitungen in den Wohnungen sichtbar, aufputz ausgeführt, um eine spätere Demontage zu erleichtern. Die Ertüchtigung der Geschossdecken erfolgt mit einem Trockenaufbau aus Lavasteinen und schwimmenden Holzriemenböden
Die ausgesprochen attraktive Lage der Parzelle mit Blick über die Stadt führt wegen der starken Besonnung im Sommerhalbjahr zunehmend zu Überhitzung. Um dem entgegenzuwirken, wird an der Südseite eine neue, selbsttragende Balkonschicht als Brise-Soleil vorgesehen. Die Balkonschicht bietet den Wohnungen großzügige Außenräume und verschattet die Südfassade vor der hochstehenden Sommersonne. Dabei nehmen die Brüstungen die Hälfte der geplanten PV-Fläche auf. Das Konzept des Landschaftsarchitekten sieht die Aufwertung des bestehenden Umschwungs mit ergänzenden Bepflanzungen, Schattenplätzen und Magerwiesen vor. Die überdachte Fläche unter der Balkonschicht wird zum gemeinsamen Treffpunkt für die 12 Wohnungen. Die Aufwertung des Aussenraums hilft dabei die Kommunikation und die Gemeinschaft unter den Mietenden zu fördern, verbessert das Mikroklima der Parzelle und stärkt die Biodiversität.